Was gibt es sonst noch zu sehen?

Diese Frage stellte ich mir gestern früh, als ich pünktlich gegen 5.30 Uhr von einer lärmenden Meute indischer Hotelgäste unsaft aus meinen Träumen gerissen wurde. Nun, da in den nächsten drei Stunden ohnehin nicht mehr an einen geruhsamen Schlaf zu denken war, entschied ich mich für das Studium meiner Reiseliteratur. Mal sehen was mein weltweit bekannter Reiseführer noch an Tipps für die Umgebung in petto hat. Eine ganze Menge, und warum um alles in der Welt sollte ich mir nicht auch einen Teil davon anschauen? Da ich ohnehin wach war, ging es recht früh zum beliebten Frühstückslokal meiner Wahl. Anschließend gleich zu „Let´s Go Tour“. Es war wohl dem Namen geschuldet, dass ich mich für die sehr luxuriöse Variante eines eigenen Transportmittels samt Fahrer entschied und meine Tour sofort und ohne zögern begann. Zwei Wasserfälle, ein Steingarten und der berühmte Khechuperi (catch-a-perry) Lake sollten neben der genialen Kulisse der Bergwelt Sikkims heute auf dem ganz privaten Reiseprogramm stehen. Eine ausgezeichnete Wahl, denn das Wetter war nahezu ideal für die Unternehmung. Lediglich am berühmten See öffneten sich die Wolken und ließen einen Schauer nach dem anderen folgen. Was solls, schließlich war ich gekommen, um den See zu sehen. Er gilt den hier ansässigen Buddhisten als heilig und wird als Pilgerstätte hoch verehrt. So ist es nicht verwunderlich, dass man nahezu überall tibetische Inschriften, kleine Tempelbauten aus Steinchen, unzählige Gebetsfahnen und Gebetsmühlen sieht. Nahezu jeder Pilger läutet dazu die Glocken, die dem ganzen Szenario noch die entsprechende mystische Stimmung verleihen. Ein Tagesausflug der am Ende jeden Cent wert war, den ich dafür investiert habe.

Und heute? Heute hat Petrus, oder wie auch immer der indische Wettergott heißen mag, seine ganzen Regentropfen zusammengenommen, um sie über Pelling auszuschütten. Es regnet nun schon seit Stunden, es blitzt und donnert. Was macht man bei solch einem Wetter? Man geht zu seinem liebsten südindischen Schnellrestaurant, kippt sich ein Masala Tee nach dem anderen rein und lauscht dazu den Regentropfen oder beobachtet den Versuch der indischen Autofahrer, sich geordnet an einer Engstelle vor dem Schnellimbiss vorbeizuschleusen. Gar nicht so einfach, wenn niemand Regeln befolgt und alle ziellos versuchen zuerst das Hindernis zu passieren. Das kann nur im Chaos enden. Ganz großes Kino!