Obwohl Mingun nie den Rang einer Königstadt erlangte, warten auf den Besucher dank königlichem Größenwahn einige interessante Sehenswürdigkeiten. Mingun ist von Mandalay aus nur mit dem Fährboot zu erreichen, welches täglich ab Mandalay um 9 Uhr morgens ablegt. Die Fahrt auf dem „Fluss nach Mandalay“ dauert ca. 1,5 Stunden flussaufwärts und gut die Hälfte flussabwärts. Allerdings richten sich die Zeiten stark nach dem Wasserstand. Da im Moment die Trockenzeit für niedrige Pegelstände sorgt, fahren einige Boote mit abgezählten Fahrgästen nach Mingun.
In Mingun hatte einst der König Bo-daw-hpaya mit dem Bau der größten Pagode der Welt begonnen. Das Mammutprojekt sollte einen Tempel fertigstellen, der alle bisherigen Pagoden übertreffen sollte. Von dem Größenwahn des Königs zeugen heute noch die Überreste zweier überdimensionaler Löwen, die allerdings bereits eingestürzt sind. In Myanmar gelten die Löwen als Wächter der Pagoden, weshalb man an fast allen Tempeln diese Figuren sehen kann.
Schon vom Fluss aus erkennt man die Überreste des 50 Meter hohen Ziegelblocks der Mingun Pagode. Viele Einheimische starben beim Bau der überdimensionierten Pagode, so dass alsbald das Gerücht entstand, dass mit Fertigstellung des Baus das Ende der Dynastie des Königs folgen würde. König Bo-daw-hpaya konnte nur ein Drittel der Pagode fertigstellen, während sein Niedergang besiegelt wurde. Im Jahr 1838 stürzte durch ein Erdbeben die Reliquienkammer ein. Heute zeugt davon noch ein riesiger Spalt.
Nachdem wir nach Mandalay zurückgekehrt waren, machten wir noch an dem „größten Buch der Welt“ halt. In den 729 kleinen Pagoden ließ man die Marmortafeln anbringen, die die einheitliche Fassung der Tipitaka enthalten. Im Jahr 1871 mussten sich in Mandalay 2.400 Mönche auf eine einheitliche Fassung der Schrift einigen, die anschließend in den Pagoden angebracht wurde. Deshalb bezeichnet man die Anlage auch als „das größte Buch der Welt“.