Eungella – Mackay – Rockhampton – Gladstone 654 Km
Vom 12. bis zum 14. Juli hatten wir die Möglichkeit, reale Einblicke in den „Australien Way Of Life“ zu bekommen. Während unseres Aufenthalts in Rubyvale erhielten wir von Familie Pardella aus Mackay eine Einladung. Nachdem wir zwei Tage im Eungella Nationalpark gewandert waren, entschlossen wir uns zu einem Anruf bei der besagten Familie aus Mackay. Wir wußten, es würde uns einen ganz anderen Eindruck von Australien vermitteln, wenn wir einen Einblick in das Leben einer australischen Familie bekommen könnten. Und tatsächlich, unsere Gastgeber Tom und Karen, samt Kinder Kirsty, Christopher und Courtney waren sehr freundlich und empfingen uns mit offenen Armen. Gleich am ersten Tag zeigte uns das Familienoberhaupt „Big Tom“ einige sehr sehenswerte Ziele in der Stadt, die wir vermutlich allein nicht entdeckt hätten. In Mackay wurde für viel Geld und mit großen Aufwand ein künstlicher Hafen geschaffen, der heute den Menschen als „Marina“ bekannt ist. Es bezeichnet eine der teuersten Wohngegenden von Mackay, in der prächtige Häuser und teure Eigentumswohnungen zu finden sind. Alle verfügen natürlich über einen exklusiven Blick aufs Meer.
Während unserer Tour durch die Stadt fragte uns Tom, was wir denn gern zum Abendessen hätten. Mit einiger Zurückhaltung meinten wir, dass wir seit unserer Zeit in Indonesien keinen frischen Fisch mehr gegessen hätten. Ohne Umschweife steuerte Tom dann einen Fischmarkt an, in dem es alle erdenklichen Meeresfrüchte zu kaufen gab. Als „Snack“ kaufte er leckere 1 Kg Schrimps und 6 Kg fangfrischen Fisch. Die Lieblingsbeschäftigung der Australier ist das Grillen, was im Land als „barbie“ bezeichnet wird. Dazu gönnen sich dann die Teilnehmer auch gern ein „coldie“, was den liebsten Aggregatzustand australischen Biers kennzeichnet: eiskalt. Der Australier freut sich immer, wenn er Gäste begrüßen kann, weil dann nämlich wieder eine Möglichkeit zum „barbie“ gegeben ist. Tom meinte, wer dieses Haus hungrig verlässt, ist selbst daran schuld.
Am nächsten Tag fuhren uns Tom und Karen mit ihrem Auto durch die Umgebung von Mackay. Ihnen bereitete es sehr viel Freude, uns die schönen und sehenswerten Ziele zeigen zu können. So erhielten wir einen sehr guten Einblick in die Zuckerrohrernte. In der Region von Proserpine bis Mackay fährt man hunderte von Kilometern durch dichte Zuckerrohrplantagen, die in dieser Region unzählige Familen ernähren. Der Rohrzucker wächst mehrere Meter in den Himmel und bildet kurz vor der Erntezeit einen wunderschönen Blütenteppich. Wenn es soweit ist, werden die Felder mit gewaltigen Erntemaschinen binnen kurzer Zeit abgeerntet. Das zerhäckselte Zuckerrohr geht dann über ein gewaltiges Schienennetz per Bahn in die größte Zuckerfabrik der südlichen Hemisphäre in Mackay. Auch hier gewannen wir einen Einblick, denn Tom zeigte uns auch einen kleinen Teil der Fabrik und wußte uns einiges über den Verarbeitungsprozess zu berichten.
Später fuhren wir gemeinsam nach „Hay Point“, einem der größten Verladehäfen Australiens für Kohle. Über zwei Kilometer lange Kohlezüge werden von drei Diesellokomotiven am Anfang des Zuges und weiteren zwei Lokomotiven in der Mitte gezogen und kommen mehrmals (!) täglich am Verladebahnhof an. Dort wird die Kohle über einen 3,8 km langen Pier zu den Frachtern befördert. Insgesamt warten bei „Hay Point“ täglich 50 (!) Frachtschiffe, die die Kohle hauptsächlich nach China und Japan verschiffen. Welch ungeheuren Ernergiebedarf muss das Reich der Mitte haben, dass täglich so viele Frachter die Kohle verschiffen?
Zum Abschluss des Nachmittags hatte sich Tom und Karen noch eine kleine Überraschung einfallen lassen. Ihr Sohn Christopher und ihre Tochter Courtney durften uns in ihrem Go-Kart durch die Zuckerrohrfelder fahren. Christopher ist ein „manic driver“, der hohe Geschwindigkeiten und enge Feldwege nicht scheut! Es ist ein tolles Gefühl, mit 65 km/h durch die engen Wege der Felder zu fahren. Auch Caro hatte ihren Spaß, als Christopher das Go-Kart versehentlich durch ein Schlammloch navigierte… Nur gut, dass uns Karen gleich noch einen kostenlosen Waschservice anbot.
Für uns war es eine sehr schöne Erfahrung, einen Einblick in den australischen Lebensweg zu bekommen. Es freute uns noch viel mehr, dass sich Tom und Karen ebenso über unseren Besuch bedankten und viel Interesse an unserer Reise und unser Leben in Deutschland zeigten. Uns hat die Zeit bei dieser Familie gezeigt, dass das Leben in Australien ganz andere Wege geht als bei uns in Deutschland. Hier haben Mütter und Väter viel mehr Zeit für ihre Kinder, von denen es zahllose in Australien gibt. Man kann sagen, dass die Bewohner Australiens eine unkomplizierte Lebensart geniessen, die uns Deutschen seit Jahren verloren gegangen ist!