Chiang Saen – Goldenes Dreieck

Nachdem uns in den Morgenstunden die Kälte wachrüttelte, entschlossen wir uns aus den Schlafsäcken zu erheben. In den letzten Tagen hat sich das Thermometer am Abend empfindlich gegen die 14 Grad Marke bewegt. Auch in den Morgenstunden ist es kühl. Kaum zu glauben, aber auch in Thailand kann man frieren. Im November letzten Jahres waren wir auch in Chiang Rai, nur dass die Temperatur damals wesentlich angenehmer war. Selbst die Thais frieren so stark, dass man viele Menschen mit Handschuhe, Mütze und dicke Jacke auf den Straßen sieht. Am Tag dagegen übersteigt die Quecksilbersäule schnell die 28 Grad-Marke, was die richtige Kleiderwahl freilich nicht leicht gestaltet!

Gestern Abend grübelten wir über die nächsten Tage. Sollen wir nun doch noch in Chiang Rai bleiben oder gehen wir noch vor Weihnachten nach Laos? Auch die komplizierten Visaangelegenheiten waren noch nicht geklärt. In Chiang Khong sollten wir die Antwort auf die Visa-Frage bekommen. Doch schon am Busbahnhof von Chiang Rai stellte sich heute raus, was wir in den letzten Tagen von einen glaubwürdigen Thai gehört hatten. Kurzerhand hat die laotische Regierung beschlossen, für einige Nationen – darunter auch Deutschland – das Visa bei Ankunft auf 30 Tage an allen internationalen Grenzübergängen auszudehnen. Diese Tatsache ist so neu, dass viele Thais offensichtlich davon noch keine Kenntnis erlangt haben, bzw. ihr Wissen darüber an Rucksacktouristen ungern preis geben! Schließlich verdienen einige Leute mit der Visabeschaffung im Land ihr Geld…

Also werden wir nun ganz sicher am 27.12. nach Laos gehen.

Also heute doch nicht nach Chiang Khong, sondern kurzerhand nach Chiang Saen. Das Ziel: Das sagenumwobene Goldene Dreieck, die Grenze zwischen Thailand, Laos und Myanmar. Kaum als wir in Chiang Saen angekommen waren, standen wir vor dem gewaltigen Mekong Strom, der in Asien für unzählige Menschen die Lebensader darstellt. Meine innere Vorfreude auf das Neue, was uns hinter diesem Wasserlauf erwarten wird, kannte kaum Grenzen. Wir freuen uns auf Laos!

Zu Fuß zum Goldenen Dreieck sollten es neun Kilometer in eine Richtung sein. Mit dem Taxi kam die Strecke nicht in Frage. Schließlich wollen wir die Reisekasse nicht strapazieren. Also die Beine in die Hand genommen und los. Nach ungefähr zwei Kilometern Fußmarsch erreichten wir „Gin´s Guesthouse“. Das Schild pries Fahrräder zur Ausleihe an. Damit konnten wir die restlichen Kilometer ohne Probleme zurücklegen. Allerdings ist der Begriff Fahrrad für einige Vehikel der unpassende Ausdruck. Mehr Rost als Fahrrad – doch hauptsache es rollt! Am Ende brachten uns die Dinger auch wirklich dorthin, wo wir ankommen wollten.

Das Goldene Dreieck ist nicht vielmehr als ein Punkt, an dem unzählige Pauschaltouristen mit großen klimatisierten Bussen vorgefahren werden, um am Hinweisschild ein Foto machen zu können. Ganz nebenan gibt es dann noch etliche Souvenirstände und gekühlte Getränke.

Am gestrigen Tag hatten wir noch eine aufschlussreiche Unterhaltung mit dem Besitzer von „Orn´s Bookshop“ in Chiang Rai. Im Verlauf unseres Besuchs in seinem Buchladen hatte ich das Gefühl, dass es sich bei dem Besitzer um einen Deutschen handeln musste. Also fragte ich nach. Zu unserem Erstaunen erzählte er uns, dass er bereits 1988 Deutschland verlassen hatte und seither nur sporadischen Kontakt nach Hause pflegt. Der Typ hat die Wende nie mitbekommen! Er führte fast 10 Jahre lang ein lukratives Guesthouse in Chiang Mai, ehe es ihm nach einem Tapetenwechsel anmutete. Seither ist er in Chiang Rai und hat einen kleinen Laden für gebrauchte Bücher unterschiedlicher Sprachen. Mein Tipp: Das Angebot ist wirklich gut und der Buchladen sehr zu empfehlen. Er erzählte uns viele Dinge über das System in Thailand. Für Thailänder ist es schwierig, Ausländer in einem Unternehmen zu beschäftigen. Der Staat belegt dies mit hohen Steuern. Ein eigenes Geschäft dagegen stellt kein Problem dar. Außerdem dürfen Ausländer in Thailand kein Land auf eigenen Namen kaufen und besitzen. Dies geht nur dann, wenn der Name eines Thais im Kaufvertrag steht. Dies beherbergt aber auch Probleme, die schon einige Farangs zu spüren bekommen haben. Etliche haben auf diese Art und Weise viel Geld verloren, indem die Grundstücke und Häuser auf den Namen der thailändischen Frau ausgestellt waren. Wenn dann die Frau nicht gehalten werden konnte, war plötzlich der Ausländer alles los – Grundstück, Haus und Geld! Manch ausländischer Zeitgenosse sollte also vorab überlegen, was und wie er es in Thailand tut …

Auch mit der Arbeitsmoral ist es bei den Thais nicht so gut bestellt. „Lieber die dunkelste Kneipe als der hellste Arbeitsplatz“. Thais feiern für ihr Leben gern und machen alles was Spaß macht. Arbeit gehört nicht dazu! Allerdings kommt bei einem durchschnittlichen Tagesverdienst von 150 – 200 Baht (ca. 3,20 bis 4,20 EUR) auch nicht viel Freude auf!