Oribi George – Underberg – Bergville 1.032 km
Wir schreiben Halbzeit… Inzwischen sind schon 30 Tage unserer noch verbleibenden Reisezeit durch Südafrika vergangen! Die Wege werden immer weiter. Nicht nur auf den Straßen, sondern auch mental. Deutschland – Heimat?- ist inzwischen in ganz weite Ferne gerückt. Obwohl uns manchmal die Gedanken an zu Hause berühren, ist von Rückkehrfreuden wenig zu spüren! Ein Freund hatte meine Gedanken trefflich beschrieben: „Vorerst atmen wir noch so viel und intensiv wie möglich Reiseluft, so lange sie uns noch um die Nase weht!“
Zur Zeit befinden wir uns in den Drakensbergen, die wir inzwischen von Süd nach Nord erkundet haben. In Umzumbe trafen wir auf die junge Deutsche Anett, die am Anfang ihrer 5-monatigen „Reise um die Welt“ steht. Ein Ausspruch von ihr hat unsere Reiseempfindungen gut beschrieben, welche wir während der langen Zeit in der Welt zu spüren bekamen: „Der einfachste Weg zu sich selbst ist eine Reise um die Welt.“ Treffende Worte! Gemeinsam beschlossen wir, uns in Underberg an der Sani Lodge zu treffen, um Anetts verbleibende Zeit in Südafrika in den Drakensbergen zu verbringen. Nachdem wir uns die Oribi George ausgiebig angeschaut hatten, folgten wir der langen Straße nach Underberg, die sich kurz danach in eine staubige Piste verwandelt und sich auf holprigen Wegen bis zum kleinen Bergkönigreich Lesotho windet. Die Sani Pass Road überwindet auf 35 km 1.200 Höhenmeter und gipfelt auf 2.873m zum höchsten Straßenpass Südafrikas. Die letzten acht Kilometer ab dem südafrikanischen Grenzposten bis zur Grenze von Lesotho sind nur noch mit einem Allradfahrzeug befahrbar, so dass wir uns mit unserem Tazzy erst gar nicht bis zu diesem Punkt vorwagten. Ohnehin waren die Straßenbedingungen schon sehr schlecht, da der einsetzende Regen die Piste in eine Rutschpartie verwandelte. Zudem versagte noch am gleichen Tag die Batterie unseres Autos. Erst am nächsten Tag wollte der Tazz mit fremder Starthilfe wieder schnurren, um uns in in die nördlichen Drakensberge zu befördern.
Die Drakensberge sind die größte Bergkette im südlichen Afrika und ein reines Wanderparadies, vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Bei klarer Sicht eröffnen sich himmlische Ausblicke, die selbst Bergmuffel begeistern werden. Der Höhepunkt der nördlichen Drakensberge ist der Royal Natal National Park mit dem sogenannten Amphitheater, ein Felsmassiv von 5 km Länge. An seiner höchsten Stelle ragt es 2.926m in die Höhe. Unzählige Wanderwege durchziehen den Nationalpark, von denen der Gorge Trail mit 22,5 km Länge die populärste Tageswanderung ist. Einige nervenaufreibende Flussüberquerungen sind notwendig, um bis zum „Tunnel“ zu gelangen. Von hier aus entfaltet sich der beste Blick auf das Amphitheater und auch der 600m Hohe Tugela Wasserfall ist zu erkennen. Beeindruckt und erschöpft kehrten wir von dieser Wanderung zurück und genossen noch am nächsten Tag eine Führung zu den Felsmalereien der San, die stellenweise älter als 800 Jahre sind. Vorwiegend wurden Menschen und Antilopen dargestellt, doch auch andere Tiere sind zu sehen. Leider haben einige übermütige Wanderer schon etliche dieser wertvollen Felsbilder zerstört, so dass nur noch geführte Touren dorthin möglich sind.
Eine Woche in den Drakensbergen reicht unser Meinung nach kaum aus, um die Vielfalt der unzähligen Wanderungen zu erschließen. Bei gutem Wetter kann man auch mehrere Wochen in diesem Gebiet verbringen.