Von Kompassnadeln und Kapstadt

Oudtshoorn – Cape Agulhas – Kapstadt 955 km

Als die portugiesischen Seefahrer feststellten, dass ihre Kompassnadeln keine Kursabweichungen mehr in nördlicher Richtung anzeigten, hatten sie den südlichsten Punkt des afrikanischen Kontinents umsegelt. Heute trägt das Kap den Namen „Agulhas“, der portugiesische Ausdruck für Nadeln. Obwohl uns das Wetter einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machte, verweilten wir zwei Tage am südlichsten Punkt des Kontinents und ließen uns den Starkregen auf die Gemüter prasseln, als auch den unaufhörlichen Wind durch die Haare wehen. Die Zeit vertrieben wir uns mit ausgiebiger Unterhaltung mit den anderen Gästen im Backpacker, von denen ein australisches Paar eine ganz besondere Lebensgeschichte zu erzählen wußte. Sie verwirklichten im Jahr 2005 ihren Lebenstraum und gingen gemeinsam mit ihren Motorrädern auf große Weltreise. Ihre Route führte sie von Australien nach Nordamerika, rauf nach Alaska und weiter nach Südamerika, wo sie für mehr als 10 Monate ihr Leben in Argentinien verbrachten. Inzwischen sind sie in Südafrika angekommen und möchten ihre Reiseroute an der Ostküste Afrikas bis nach Europa fortsetzen. Dort wollen sie weitere Lebenszeit verbringen, ehe sie im Jahr 2010 nach Australien zurückkehren möchten. Allerdings nur für kurze Zeit, da sie anschließend wohl in ihre neue Wahlheimat Südamerika umsiedeln wollen. Wahnsinn, oder? Dagegen erscheinen unsere letzten Tage auf Weltreise wie winzige Tropfen der Zeit, die unaufhörlich die Tage – einem Countdown gleich – hinunterzählen… Trotzdem verschlug es uns nach Kapstadt, wohl eine der am schönsten gelegenen Städte der Welt. Nicht nur das milde Klima und der blaue Himmel zeichnen diesen Ort aus, auch die sich im Hintergrund von Kapstadt steil erhebenden Wände des Tafelberges sind ein Symbol für diese idyllische Stadt. Ein Stadtbummel führte uns nach Bo-Kaap, einem der ältesten Viertel von Kapstadt. Hier wohnt die muslimische Gemeinde und die Häuser tragen ein farbenfrohes Kleid. Ganz gegensätzlich wirkt die A&V Waterfront, die von teuren Boutiquen, Einkaufsläden und Restaurants geprägt wird. Ein Besuch von Kapstadt wäre nicht komplett, ohne einen Abstecher zum Kap der guten Hoffnung. Unzählige Fahrstraßen durchziehen das Naturschutzgebiet und einige enden an spektakulären Aussichtspunkten und schönen Stränden. An der Ostküste der Kaphalbinsel fanden einige Schiffe ihr Ende, die bei starker See an der wilden und zerklüfteten Küste auf Grund liefen. Wanderwege führen zu den alten Wracks, die wie mahnende Zeichen andere Schiffe vor der Schroffheit des Kaps warnen. Im Jahre 1488 taufte der Seefahrer Bartolomeu Diaz die Landspitze „Kap der Stürme“, doch die Portugiesen gaben ihr den heutigen Namen „Kap der guten Hoffnung“, weil sie dahinter noch viel reichere Länder vermuteten, die sie auf ihren Weltumsegelungen erobern konnten.