Von Fabelwesen und hohen Bergen

Coffee Bay – Hogsback – Jeffreys Bay – Oudtshoorn 1.273 km

Wo hat John Ronald Reuel Tolkien, der Autor des bekannten „Herr der Ringe“ seine unglaublichen Inspirationen her? Vermutlich aus Südafrika – ganz speziell aber aus Hogsback. Als gebürtiger Südafrikaner entdeckte er zu seinen Lebzeiten vermutlich das kleine Örtchen mit dem „gewissen Etwas“. Hier scheint sich Mutter Natur verliebt zu haben: Alles versprüht einen Charme, der an Märchenwelten und Fabelwesen erinnert. Inmitten des urigen Regenwaldes liegen graziöse Wasserfälle, die mit phantasievollen Namen wie Swallowtail („Schwalbenschwanz“), „Thirty Nine Steps“ oder „Madonna and Child“ geschmückt sind. Bei starken Wind stellt der „Kettle Spout Fall“ die Welt auf den Kopf, denn sein Wasser steigt dann bis zu 10 m in die Höhe. Zahlreiche Wanderwege durchziehen das Waldgebiet an den drei Gipfeln der Amatola Mountains, von denen ein Gipfel an den struppigen Rücken eines Wildschweines erinnert. Daher der Name Hogsback. Wir verweilten für zwei Tage im urigen „Away With The Fairies“ Backpacker und genossen dabei den eigenen Kamin im Zimmer, der bei dem Dauerregen am ersten Tag gute Dienste leistete. Aufgrund der knappen Zeit mussten wir die Fabelwelt alsbald hinter uns lassen und wählten Jeffreys Bay als einen Übernachtungsstop auf unserer Route nach Oudtshoorn aus. Mit den jungen südafrikanischen Besitzern des „Ubuntu“ Backpackers kamen wir sehr schnell ins Gespräch und erfuhren von ihrer Reise durch Europa, die mit einem einjährigen Work-Visa in London endete. Hier sparten sie den Großteil des Geldes zusammen, welches sie mit viel Liebe und Detail in das hübsche Übernachtungsdomizil in Jeffreys Bay investierten. Viel Glück ihr Zwei! Welcher Höhepunkt dann aber auf uns wartete, hätten wir uns vor der Reiseplanung nicht träumen lassen. Der zuerst verschlafen wirkende Ort Oudtshoorn entpuppte sich als ganz besonderer Tip. Nicht nur das die größte Stadt in der Kleinen Karoo die Hochburg der Staußenzucht ist, nein auch die Cango Caves – gigantische Naturhöhlen aus Kalkstein – und der Swartberg Pass liegen in unmittelbarer Nähe. Berühmtheit erlangte der Ort in den späten Jahren des 19. Jahrhunderts, als sich feine Damen in Europa mit den Federn der Strauße schmückten, die als bunt gefärbte Federboas ihren Weg bis in die Modehauptstadt Paris fanden. Heute wird hauptsächlich das feine Leder und des gesunde Fleisch nach Europa exportiert. Neben der Straußenzucht interessierten wir uns aber mehr für die landschaftlichen Reize um Oudtshoorn. Die Cango Caves zählen zu den großen Wundern unserer Erde. Vermutlich kannten schon Buschmänner das Höhlensystem, doch die Finsternis schreckte sie ab, so dass sie niemals als Rückzugsmöglichkeit genutzt wurden. Erst im 18. Jahrhundert entdeckte ein Schaffarmer durch Zufall die Höhle, von der man 775 m bis zum Jahr 1972 erforschte. Heute kann man das Höhlensystem mit zwei verschiedenen Führungen erkunden: Neben der Standardtour führt eine Abenteuertour in engste Teile der Höhle vor, an deren schmalste Stelle gerade mal 27 cm Luft sind. Nichts für Leute mit Angst vor engen Räumen! Wir verzichteten auf das Abenteuer und wählten nach einer einstündigen Führung durch die Höhlen den Weg über den Swartberg Pass nach Prince Albert. Der Pass ist eine spaktakuläre Bauleistung vergangener Tage und führt auf engen und kurvenreichen Wegen durch die Swartberg Mountains. Grandiose Ausblicke und enge Schluchten entschädigen für die staubige Piste und machen eine Fahrt über die Berge zu einem eindrucksvollen Erlebnis.