Manch Vietnamreisender scheint es zu lieben – die Erfindung der Open Tour. Ein Ticket, ein Weg und alles bequem und offen. Im Klartext heißt das, man kaufe in einem Tourcafé ein Ticket der Wegstrecke seiner Wahl, z.B. die gesamte Route Saigon – Hanoi für 27 US$. Alles ganz einfach. Man füge noch seine beliebten Reisestopps ein und schon kann man ohne Probleme an jedem dieser Haltepunkte den Bus verlassen und Tage später wieder zusteigen. Warum eigentlich nicht?
Jetzt aber der Haken: Natürlich erscheinen 27 US$ auf den ersten Blick nicht viel. Doch bei genauer Betrachtung der einheimischen Fortbewegungsmittel wird klar, dass man für die gleiche Wegstrecke auch nur die Hälfte zahlen könnte. Eine Busfahrt ist nicht sehr teuer. Oft bezahlt man mit Open Tour leicht das Doppelte im Vergleich zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Bei dem Verkehr auf der Nationalstraße N1 überlegt man sich schnell, nicht lieber auf den Zug umzusteigen. Im Schnitt sterben auf Vietnams Straßen 32 Leute pro Tag. Das ist die höchste Unfallquote in der gesamten Welt! Außerdem halten die Open Tour Busse gern an Restaurants und Hotels, bei den die Reiseveranstalter Provisionen erhalten. Als Folge zahlt der Reisende viel zu viel für Übernachtung und meist schlechtes Essen.
Unseren ersten Kontakt mit Open Tour hatten wir gleich in Dong Ha. Von Lao Bao aus nahmen wir einen Minibus zum Highway N1, um von dort direkt nach Dong Hoi zu reisen. Der Fahrer des Minibusses setzte uns natürlich an einem solchen Open Tour Café aus. Von Anfang an standen wir der Erfindung des offenen Tickets misstrauisch gegenüber! Natürlich wollte uns der geschäftige Vietnamese dieses tolle Ticket verkaufen. Wir verneinten mehrmals! Nachdem wir ihn sagten, wir stoppen einen Bus an der Straße um nach Doing Hoi zu fahren, kam er uns zuvor! Alles nur in guter Absicht… Aber der Preis für die Busfahrt erschien uns gleich überteuert und wir wollten die 8 US$ nicht zahlen. Selbstredend hatte der geschäftige Vietnamese schon alles mit dem Busfahrer geregelt, so dass wir nicht aus der Misere herauskamen und den Preis zahlen mussten. Unsere netten Worte wurden vom noch „netteren“ Vietnamesen nicht verstanden.
Unser Fazit: Kein Open Tour! Die erste Erfahrung hat uns gezeigt, dass das gesamte System auf Abzocke der Touristen ausgerichtet ist. Wir steigen lieber auf den Zug um und bereisen das Land damit weitaus authentischer, als in irgendeinem Pauschalreisebus mit lauter anderen Touristen und keinen Einheimischen.