Endlich erfüllte mich wieder dieses Reisegefühl, als wir uns am Donnerstag Morgen in den Zug von Dhaka nach Sylhet setzten. Zusammen mit Lipon und Swopno, Lipons bester Freund aus Dhaka, wollten wir einige schöne Tage im Grünen verbringen. Raus aus Dhaka, der tristen und grauen Betonwüste, die ungeordnet, chaotisch und schweratmig wirkt. Die Stadt der Pedalritter und Tuk Tuks. Mehr als 300.000 Rikschas und ebenso viele Mini-Taxis bevölkern die Straßen und sorgen für den unverkennbaren Klang, aber eben auch für das totale Chaos!
Ganz das Gegenteil sollte uns also in Sylhet erwarten. Grüne Wiesen und Felder, Teeplantagen und ganz viel Ruhe. Natur pur. Und wir wurden in keiner Weise enttäuscht. Schon die Zugfahrt nach Sylhet offenbarte uns die Schönheit von Bangladesch, ehe man erst einmal eine dieser grauen Städte verlassen hat. In Bangladesch wirken alle großen Orte etwas traurig. Die Stadtplaner haben bei der Planung offensichtlich das Grün vergessen, was jeder Mensch zum Atmen und zum Entspannen so dringend benötigt. Auch die bengalische Architektur des „Einheitsgraus“ tut einiges, um den Städten diesen unverwechselbaren Charakter zu verleihen!
Als wir nach knapp sieben Stunden Zugfahrt den Bahnhof von Syhlet erreichten, wurden wir von einem jungen Bengali angesprochen. Er konnte wenig Englisch, doch deutete uns zu warten. Er kramte in seiner Tasche und holte ein Fotoalbum heraus, in dem er uns ein Foto zeigte, dass Caro und mich und einige seiner bengalischen Freunde in Rangamati auf einer Brücke zeigte. Wir konnten uns sofort an die unzähligen Fotos erinnern, die wir über uns ergehen lassen mussten. Der Zufall wollte es also, dass der junge Mann uns dieses Bild zeigen konnte.
In Sylhet wählten wir ein nettes Hotel außerhalb der Stadt. Da es schon spät geworden war, machten wir erst am nächsten Tag einen Ausflug nach Tamabil, der uns zu einer riesigen Teeplantage führte, die inmitten wunderschöner Natur gelegen war. In Tamabil und Umgebung leben viele Menschen aus Myanmar, die irgendwann aus ihrem Land flüchten mussten, da sie dort das Millitär unterdrückte oder verfolgte.
Bangladesch verfügt über riesige Erdgasvorkommen, die das Land inzwischen auch sinnvoll zu nutzen weiß. Viele Autos in Bangladesch wurden auf Erdgas umgerüstet, um der Umweltverschmutzung ein Teil entgegenzuwirken. Die neue Regierung achtet sehr strikt auf die Einhaltung neuer Gesetze, die unter anderem auch den Umweltschutz im Auge hat. Im ganzen Land sind z.B. Plastiktüten verboten! Auch in der Umgebung von Tamabil finden sich einige Erdgasfelder, die wir gemeinsam besuchten. Aus der Erde strömt das Gas an die Luft und erfüllt diese mit einem süßlichen Geruch. Über den Erdgasvorkommen befinden sich ganz normale Nutzfelder und sogar kleine Seen, in denen das Wasser in ständiger Bewegung durch das aufsteigende Gas ist. Auf dem Wasser bilden sich Gasblasen, die von den Kindern zur Schau angebrannt werden. Urplötzlich steht ein Teil des Wassers in Flammen und bildet einen bizarren Anblick.
Leider hatten wir für Sylhet zu wenig Zeit, da unser Flieger am 23. April wieder nach Bangkok fliegt. Zu schnell befanden wir uns wieder in Dhaka und wurden von dem gleichen Verkehrschaos begrüßt, welches uns vor einigen Tagen verabschiedet hatte.