Dort wo vor einem Monat das erste Abenteuer Indien für mich begonnen hatte, wird es nun auch enden. Zurück in Delhi, doch nicht ohne schweren Herzens Abschied genommen zu haben.
Rückblick: Seit dem 10. April bin ich allein in Indien unterwegs und meine zurückliegende Reiseplanung war mit Darjeeling und Sikkim soweit ausgereift, als dass ich unbedingt noch einmal wieder in den Himalaya wollte. Mehr als 12 Jahre liegt es nun schon zurück, als ich das erste mal asiatischen Boden unter den Füßen verspürte und sofort wußte, dieser Kontinent würde mich für längere Zeit meines Lebens in seinen Bann ziehen. Und das tut er nun schon seit 12 Monaten meines Daseins, denn so lange bin ich inzwischen auf unterschiedlichen Reisen in verschiedenen Teilen dieses Erdteils unterwegs gewesen. Stets neue Geschichten gab es zu erleben und auf nette Menschen trifft man ohnehin immer, wenn man mit der nötigen Offenheit auf sie zugeht.
So geschah es auch wieder auf der diesjährigen Reise durch Indien. Bereits zu Beginn lernten wir Ashok und seine Freunde in Delhi kennen. Gleich am ersten Abend trafen wir uns zu einer kleinen gemeinsamen Willkommensparty mit reichlich Gesprächsstoff und Getränken. Später dann traf ich in Darjeeling auf „Uncle Tony“, der mich auf ein gemeinsamen Essen mit seiner Familie einlud, nicht jedoch ohne ausführliche Gespräche. Zu vergessen sind nicht die unzähligen anderen Alleinreisenden, auf die ich bei meinen Fahrten, Wanderungen und in Darjeeling, Gangtok und Pelling getroffen bin. Und der Abschluß? Nun, den bildet ganz sicher Deven und seine kleine Familie aus Pellings Blue Hills Hotel, wo ich die gesamte letzte Woche in Sikkim verbracht habe. Ich wurde hier mit einer Offenheit und Warmherzigkeit empfangen, bei der mir die Abreise aus Pelling nur mit schweren Herzens gelang. Ich werde die gemütlichen Abende, die Einladungen zum Essen und das große gemeinsame Interesse aneinander sehr vermissen! Apropos Vermissen: Ganz sicher nicht den Leech, die kleinen hinterhältigen Blutsauger, die zu tausenden in feuchten Gräsern am Boden tanzend auf ihre nächste Beute warten und sich dabei auch auf die meinigen Beine stürzten. Widerliches Viehzeugs!
So zog es mich gestern also nach Bagdogra, wo urplötzlich der Blitz einschlug und ich mich im hektischen Teil Indiens wiederfand. Von der Stille der letzten Wochen war nichts geblieben, nur tosender Krach, Motorenlärm, Hupen, Kreischen und Quitschen. Dazu noch der Mix aus trockener Luft, Staub und brennender Hitze. In Delhi mit zweistündiger Verspätung angekommen, sank die Nachttemperatur nicht unter 33 Grad ab. Heute sind es wieder über 42 Grad. Hitze, Staub und Lärm. Und trotzdem hat mich Indien den letzten Monat in seinen Bann gezogen. „I love my India“ – Ich liebe mein Indien. Oh ja, jetzt kann ich jeden verstehen, der sich in Indien verliebt hat, denn ich hab es auch.