Zum dritten mal auf unserer Reise feierten wir nun das neue Jahr. Bereits im Dezember wurde das uns bekannte Silvesterfest in Laos gefeiert. Es folgte dann das Chinese New Year im Februar in Vietnam und nun noch das bengalische neue Jahr in Dhaka. Irre! Auf der einen Seite ist es für den Touristen immer interessant, verschiedene lokale Feste miterleben zu können. Auf der anderen Seite können diese Feste aber auch ungeahnte Auswirkungen haben. In Vietnam waren es die steigenden Preise für alle käuflichen Dinge und die nicht mehr vorhanden Tickets für Bus oder Bahn. In Bangladesch waren es ebenfalls steigende Preise, die das Pohela Boisakh begleiteten, vielmehr aber die unzähligen Menschen, die sich in Strömen durch die Adern von Dhaka wälzten. Die Straßen waren chronisch verstopft und der Smog war unerträglich.
Schon am Morgen wurden wir mit Klopfzeichen an unserer Tür von Kathrin und Lipon wachgerüttelt. Sie waren in heller Aufregung, da sie uns ein gesundes neues Jahr wünschen wollten. Wir nahmen es gelassen zur Kenntnis. Kathrin schmiedete bereits einen Plan für den Tagesablauf und Lipon sollte mit uns zur Dhaka Universität fahren. Lipon ahnte aber schon, dass der heutige Tag beschwerlich werden könnte, kennt er doch den Ablauf zum besagten Fest.
Die Anfahrt zur Universität zeigte uns ganz deutlich, was jedes Jahr zum Neujahrsfest auf den Straßen von Dhaka im Gange ist. Unglaubliches Chaos! Erst nach mehreren Staus und einigen unzähligen Minuten im Auto kamen wir tatsächlich am Festplatz an. Dort ausgestiegen waren ich und Caro plötzlich die Hauptattraktion des Tages: „Bideshi – Bideshi, Ausländer – Ausländer“ ertönte es unzählige Male von den Kindern. Ich wurde so oft von Bengalen angesprochen, dass ich meine Mühe hatte, Caro und Lipon im Durcheinander nicht zu verlieren. Auch das bengalische Fernsehen hatte seine Freude an uns, wurde doch sofort die Fernsehkamera auf mich und Caro gerichtet, als wir unter den feiernden Bengalen entdeckt wurden.
Aber auch die Schattenseite von Dhaka wurde heute ganz besonders deutlich. Unzählige Bettler, die teilweise entsetzlich verkrüppelt waren, lagen oder saßen auf der Straße. Viele vollziehen einen rhythmischen Singsang, aufführend auf dem Boden und verlangten, fast aggressiv, von den Vorübergehenden Geld. Daneben gibt es viele Frauen mit kleinen Kindern, die nach Geld betteln. Oft werden von diesen Frauen auch Kinder für einen Tag von anderen Familien ausgeliehen, um dadurch auf der Straße Geld zu erbetteln. Nicht selten halten dann am Ende des Tages die Bettler den mehrfachen Betrag eines Tagelöhnerverdienstes in der Hand. Da wir als Ausländer eine ganz besonders seltene Erscheinung auf den Straßen von Bangladesh darstellen, sind wir natürlich umso interessanter für diese Menschen, so dass es manchmal einer eher ungewohnten hartnäckigen Gangart bedarf, um diese wieder loszuwerden. Gibt man erst einmal was, möchten Alle etwas haben!