Der tropische Hurrikane „Leslie“ hatte wohl Mitleid mit mir und meinem Flug nach Madeira. Samstag Abend schien es noch ungewiss, ob die TAP Air überhaupt den Flughafen von Madeira anfliegen würde. Zu gefährlich sei das, denn Madeiras Landebahn gilt als eine der schwierigsten auf der ganzen Welt. Nur sehr erfahrene Piloten und Fluglinien mit speziellen Lizenzen dürfen überhaupt die Insel anfliegen. Beim Landeanflug auf Madeira wird mir sehr schnell klar, warum es an dieser Behauptung nichts zu rütteln gibt: Die Landebahn ist nicht nur kurz, sie befindet sich auch direkt am Wasser und kurz daneben liegen schon die ersten Häuser. Direkt hinter der Landebahn beginnt wiederum das Meer. Nichts also für schwache Nerven! Anders als üblich setzt der Flieger abprupt auf und mit sehr viel Gegenschub bringt der Pilot die Maschine zum Stillstand. Echt heftig – aber ich bin sicher am Ziel angekommen. Die Mietwagenfirma hat ihren Sitz irgendwo in Funchal, ein Shuttlebus bringt mich aber zügig dorthin. Der kleine Fiat Punto ist kein Mercedes, nur ein PS-schwacher Kleinwagen, doch gut genug für die Insel. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf Madeiras Straßen beträgt 90 Kilometer pro Stunde. Die erreicht mein Mobil höchstens bergab, denn häufiger geht es im Schneckentempo per ersten oder zweiten Gang die steilen Straßen bergauf. Da die Wege aber kurz sind, erreicht man relativ fix sein Ziel. Sao Jorge liegt im Norden von Madeira, ca. 40 – 50 Minuten vom Flughafen entfernt. Für die Einheimischen sind das übrigens unvorstellbare Entfernungen. Theoretisch könnte man die Insel auch an einem Tag umrunden, aber dann verbringt man 12 Stunden im Auto ohne die Insel wirklich zu sehen. Auf kleinsten Raum bietet allein schon der Norden mit seiner Abgeschiedenheit ganz viel Natur, kleine Dörfer und atemberaubende Strände und Ausblicke. Die ersten drei Tage in Sao Jorge verbringe ich mit Wanderungen und „Strandspaziergängen“. Das Wetter ist dafür optimal: Die Tagestemperaturen liegen im Schnitt um die 22 Grad. Mal scheint die Sonne, oft ist es bewölkt und selten regnet es. Mein nächstes Ziel ist Madeiras Westküste und Porto Moniz.