Am Morgen des 05. April wachten wir etwas zerknittert auf. Die Nacht in Dhaka war zu kurz, so dass die Müdigkeit den Tag regierte. Vieles in Dhaka erinnert uns ganz stark an Yangon. Schon bei der Ankunft hatten wir das Gefühl, uns hätte die Zeit wieder nach Myanmar versetzt. Doch wir sind in Bangladesh, wo wir ganz lieb von einer netten deutschen Freundin samt bengalischen Ehemann eingeladen worden sind.
Während des Frühstücks wurden wir mit einem Teil der großen Familie bekannt gemacht. Offensichtlich freut sich der gesamte Klan, dass Besuch aus Deutschland in Bangladesch angekommen ist. Obwohl Kathrin und Lipon natürlich viel über unser Heimatland zu berichten wissen, ist die Neugierde der Familie groß, haben sie doch in den letzten Monaten regelmäßig Informationen über unsere Internetseite erhalten! Und da für den heutigen Tag noch die große Urlaubsreise an den längsten zusammenhängenden Strand der Welt ansteht, ist schnelles kennen lernen angesagt.
Die ersten Besuche im Supermarkt haben uns überrascht. In Bangladesch gibt es so gut wie alles zu kaufen, was wir von Deutschland her kennen. Nur die Suche nach ein paar alkoholischen Getränken blieb erfolglos. Lipon wies mich darauf hin, dass ich in einem speziellen Getränkeladen als Ausländer auch Alkohol zu kaufen bekommen würde. Einheimischen ist der Kauf und der Konsum untersagt, da fast 80% der Menschen in Bangladesch Moslems sind. Der Koran verbietet ihnen den Konsum solcher Getränke. Ich jedoch wollte gern mal ein Bier trinken, also musste ich in einen speziellen Laden gehen, in dem ich gegen Vorlage meines Reisepasses Bier kaufen konnte.
Nachdem alle Vorbereitungen für die Reise getroffen waren, warteten wir auf den für 22 Uhr bestellten Bus. Nach zwei Stunden Verspätung traf der allein für unseren Familieausflug gecharterte Reisebus dann auch ein und die Fahrt konnte beginnen. Wir waren sehr erstaunt über den luxuriös ausgestatteten Reisebus mit Liegesitzen aus Leder samt automatischer Massage. Unsere Reisegruppe zählte 27 Personen. Darunter auch zwei Köche und eine Hausfrau. Für die Mittelschicht in Bangladesch ist es völlig normal eigene Hausangestellte zu haben, um auch den ärmeren Menschen eine Verdienstmöglichkeit zu bieten.
Nach 10 Stunden Fahrt, die uns auch über die Stadt Chittagong führte, erreichten wir am Morgen des nächsten Tages unseren Zielort. Wir bewohnten eine Ferienanlage mit mehreren Häusern, wodurch das komplette Areal fast gänzlich der Familie zur Verfügung stand. Nur ein bengalischer „Superstar“ wohnte noch im Cottage, da zur Zeit einer dieser typischen bengalischen Kinofilme gedreht wurde. Sie erinnern mich sehr stark an die uns bekannten Filme aus „Bollywood“.
Die Köche bemühten sich alsbald eine Feuerstelle einzurichten, um für die Familie das Mittagsessen zuzubereiten. Zwei Familienmitglieder besuchten den Basar und kauften frische Zutaten ein.
Wir verbrachten drei schöne Tage damit im Meer und den meterhohe Wellen zu baden und uns im Swimmingpool abzukühlen. Es bot sich uns genau das Bild, was wir zuvor von Cox´s Bazar vermittelt bekamen. Bengalen, die mit voller Bekleidung den Strand bevölkern und sich an schwarzen Autoreifen festhalten, da nur die wenigsten schwimmen können. Nach dem Bad im Meer genossen wir das köstliche Essen, welches die Köche jeden Tag für uns zauberten. Abermals konnten wir die Erfahrung machen, das auch die Bengalen sehr gastfreundlich sind. Oft wurden unsere Interessen und Vorlieben in den Speiseplan eingebaut und die gesamte Familie war achtsam, dass wir alles hatten, um glücklich und satt den Tisch wieder zu verlassen.
Nach den drei Tagen in Cox´s Bazar litten wir völlig unter Bewegungsmangel. Wenn die Bengalen auf Reisen sind, dann genießen sie es in vollen Zügen. Sobald eine Wegstrecke zurückgelegt werden musste, wurde eine Rikscha (10- 15 cent pro Fahrt) herangewunken. Uns wurde erklärt, dass insbesondere die Frauen sich viel im Haus aufhalten und sich um den Haushalt kümmern. Da für viele Einkäufe und Besorgungen eine Hausfrau oder andere Arbeiter vorhanden sind, ist es mit der Ausdauer weniger gut bestellt. Schon nach nur einigen Metern zu Fuß machten die Frauen schlapp und brauchten eine Pause!
Freie Zeit nutzte die Familie für ausgiebige Einkäufe. In Bangladesch gehört es zur Lebenseinstellung dazu, die Gäste der Familie zu beschenken. Wir können uns gar nicht genug für die zahlreisen Presente bedanken.
Am dritten Tag fuhren wir weiter nach Rangamati. Um diese Region besuchen zu können, benötigt man als Ausländer eine spezielle Reiseerlaubnis, die im Vorfeld organisiert werden muss. Der Grund dafür liegt in einem Entführungsfall von einigen ausländischen Touristen, der allerdings schon mehr als 10 Jahre zurückliegt. Fortan hatten wir auch Polizeischutz.
Eigentlich wollten wir ein Bootstour auf dem naheliegenden Kaptai See machen, doch das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Da es am frühen Morgen sehr stark regnete, war das Wasser sehr unruhig und die Bootsleute wollten es nicht verantworten. Nachdem dann eins in andere gekommen war, beschränkte sich unsere Bootstour am Ende auf nur eine Stunde. Trotzdem schön.
Lipon musste oft in sehr harte Verhandlungen treten, damit die Ausflüge und Fahrten überhaupt zu einem akzeptablen Preis durchgeführt werden konnten. In Bangladesch gibt es in vielerlei Hinsicht kein System. Es existiert nur ein sehr schlecht ausgebautes öffentliches Busnetz, was das individuelle Reisen stark erschwert. Alle Preise müssen hart verhandelt werden und für ausländische Gäste wird gern der mehrfache Preis verlangt.
Für uns war dieser Familienausflug eine interessante Erfahrungen, hatten wir doch dadurch einen tiefen Einblick in das Freizeit- und Urlaubsleben der Bengalen.