St. Lucia – Durban – Port Shepstone – Lake Eland – Shelly Beach (586 km)
Mit dem Vibe von St. Lucia verlassen wir die sonnige Küste und fahren 200 Kilometer in Richtung Durban, der zweitgrößten Stadt Südafrikas. Hier leben die meisten Inder des Landes. Durban trägt deshalb zu recht den Titel „Curry-Hauptstadt“ Südafrika. Trotz der einladenden Gesten der Dreimillionenmetropole schlagen wir einen Bogen um die Stadt und steuern in Richtung Port Shepstone. Von hier aus geht es ins Landesinnere nach Marburg und vorbei an Fredheim. Viele der Orstnamen erinnern an deutsche Siedler, die hier vor mehreren Jahrzehnten Fuß gefasst und ein neues Leben fernab der Heimat begonnen haben. Doch keiner dieser Deutsch klingenden Orte ist unser Ziel, sondern wir haben uns das Lake Eland Game Reserve bei der Oribi Schlucht als Etappenziel auf unserer Reise durch Südafrika ausgesucht. Bei der Abfahrt in Marburg winkt uns ein bärtiger Typ zu. Da auf dem Weg zum Reserve eine gewaltige Straßenbaustelle den Verkehr behindert, denke ich zu erst an einen aufmerksamen Straßenbauarbeiter. Doch sein feiner Zwirn scheint so gar nicht passend für einen Mitarbeiter dieser Zunft. Vielmehr handelt es sich um einen Einweiser für eine riesige Hochzeitsgesellschaft, die am Lake Eland das Brautpaar abfeiert. Hunderte Autos bannen sich den Weg über die mehr als schlechte Straße, die dann einige Kilometer vor dem Ziel auch noch in eine unbefestigte Schotterpiste wechselt. Am Lake Eland Game Reserve angekommen, wirken wir inmitten der Hochzeitsgäste fast etwas deplatziert. Auch der Manager nimmt uns vorerst nicht wahr. Erst nach mehrmaligen Fragen wird unsere Buchung für das Chalet bestätigt und wir bekommen fernab der Feier direkt an einem See und eine fast gespenstisch abgelegene Unterkunft zugewiesen. Hier sind wir ganz allein und um uns herum können wir auf den weiten Graslandschaften Herden von Zebras, Gnus, Elandantilopen und Warzenschweine beobachten. In der Nacht sind auch die Rufe der Schakale zu hören, die aufgrund unserer alleinigen Anwesenheit hier tatsächlich beängstigend wirken.
Nach einer unruhigen und kalten Nacht schaue ich früh morgens auf einen nebligen See und kann weder das andere Ufer und schon gleich gar nicht die weitere Umgebung erkennen. Für einen Ausflug in die Oribi Schlucht ein denkbar ungünstiger Tag. Doch nach weiteren zwei Stunden hat sich der komplette Nebel aufgelöst und gibt der strahlenden Sonne den Weg frei. Bei angenehmen 25 Grad erkunden wir die Umgebung, laufen über schwingende Hängebrücken und schauen hunderte Meter tief in die Oribi Schlucht und fahren kurz entschlossen doch noch einmal ans Meer. Hier zwischen Port Shepstone und Port Edward reiht sich ein Küstenort an den nächsten und der kleine Ausflug bestärkt uns darin, doch noch etwas Salzluft zu schnuppern. Am Shelly Beach beziehen wir eine Unterkunft, nein ein ganzes Haus samt komplett paranoider Sicherheitsausstattung. Die Fenster sind vergittert und die Türen doppelt gesichert. Im gesamten Haus sind Alarmsysteme installiert, ein Panikknopf jagt den nächsten und die Besitzerin der Anlage war früher auch bei der Armee, so dass ihre Angestellten im Umgang mit der Feuerwaffe bestens ausgebildet sind. Welch ein Glück, dann kann ja über den Stacheldraht und durch die Gitterfenster und verschlossenen Türen kein ungebetener Gast den Weg ins Haus finden. Und wenn doch, dann haben wir immer noch den Panikknopf! Naja, die weißen Südafrikaner nehmen das Sprichwort „Mein Zuhause ist meine Festung“ schon sehr genau. Aber das sind völlig normale Verhältnisse hier in Südafrika. Für uns allerdings ein bisschen Sicherheitsgefühl zu viel!