Eine Fahrt zum laotischen Ballermann

Einmal zum laotischen Ballermann bitte. Mit dem Bus, bergauf und bergab, Kurve links und Kurve rechts. Nur gut das diese Fahrt nur knapp mehr als drei Studen dauern soll. Die Backpacker aus England wirken auf mich noch alkoholisch verstört, die Jungs aus Amerika sehen eher so aus, als ob sie noch ihren Drogenrausch des gesamten Urlaubs ausnüchtern wollten. Ob dafür der Bus die richtige Wahl ist? Schließlich hoppelt das Gefährt stetig von einer Kurve zur nächsten und an Schlaf ist bei der Achterbahnfahrt nicht zu denken. Ganz sicher nimmt man Kontakt mit seinen Sitznachbarn auf, wenn dieser in der nächsten Kurve seinen Kopf fast auf die eigene Schulter ablegt. Gut das es nur zwei Berge zu überwinden gilt, doch irgendwie stehen die Dinger völlig unsymmetrisch zueinander angeordnet in der Weltgeschichte rum. Die Straße windet sich immer schön an den Hügeln entlang und folgt keiner gleichbleibenden Richtung. Dazu kommt der spontane Gegenverkehr in jeder noch so uneinsichtigen Kurve. Busse haben hier sowieso Vorfahrt, kleinere Gefährte oder Fußgänger ziehen gnadenlos den Kürzeren. Ich bin jedenfalls froh, dass ich nach knapp vier Stunden der Enge des Busses ohne nennenswerte Probleme entsteigen kann. Ganz wohlig war es mir jedenfalls nicht zumute und wenn ich daran denke, dass ich den ganzen Weg auch wieder zurück nach Vientiane muss!

Aber nun sind wir erst einmal angekommen. In Vang Vieng, dem laotischen Ballermann für Backpacker aus aller Herren Länder. Schon im Vorfeld hatte ich mich ausgiebig über Vang Vieng informiert. Als im Jahre 2012 mehr als 25 Ausländer im Alkohol- und Drogenrausch beim hier beliebten Tuben auf einem LKW Reifen oder Sprung vom Turm in den Nam Song Fluß ums Leben gekommen sind, griff die laotische Regierung hart durch, da sie die schlechte Presse im Ausland fürchtete. Alle „Happy“ Bars am Flußufer wurden geschlossen und zerstört und windige Geschäftemacher vertrieben. So „gesäubert“ wirkt Backpacker Vang Vieng fast geisterhaft leer. Zumindest gibt es auffällig viele leere überflüssige Bars und Kneipen, Gästehäuser und Hotels. Gab es 1996 nur ein Gästehaus in Vang Vieng, warten heute hier mehr als 900 Betten auf zahlende Kundschaft. Vang Vieng selbst wirkt kaum wie ein anderer Ort in Laos gnadenlos unspektakulär, fast schon fürchterlich hässlich.

Der eigentliche Reiz von Vang Vieng liegt in der wunderschönen Umgebung, die bei der richtigen Wahl der Unterkunft sogar dirket vom Bett aus genossen werden kann. Die wunderschöne Aussicht auf die Berge ist schon grandios, noch atemberaubender ist sie, wenn man sich direkt in die Karstlandschaft begibt. Einmal über die Bambusbrücke ans andere Ufer und dann zu Fuß oder mit dem Fahrrad die Umgebung erkunden. Die Eindrücke sind unbezahlbar schön. Von dem Treiben in der Stadt ist nichts mehr zu hören, nur noch das betörende Zirpen der Insekten in den Wäldern gibt den Ton an. Hier eine Höhle und dort eine Aussicht. Einfach genial. Da vergesse ich das unwirkliche Leben in der Backpacker-Hochburg komplett und bin glücklich darüber, mir am Fluß einen kleinen Luxus gegönnt zu haben.

Der nächste Tag gehört dem Mopedausflug zum Nam Ngum Stausee, der nur knapp 20 Kilometer südlich von Vang Vieng gelegen ist. Bereits in den 70er Jahren wurde der Fluß Nam Ngum aufgestaut und hat die Täler der Kartsberge überflutet. Heute ragen aus dem See viele kleine Inseln empor, die früheren Bergspitzen des überfluteten Gebirges. Für den Tourismus ist der See kaum erschlossen. Nur ein paar Gästehäuser befinden sich direkt am See oder einige sogar auf den kleinen Inseln. Fischerei und Holzabbau der im See versunkenen Bäume sind die Haupteinnahmequelle der Einheimischen, die am Nam Ngum Stausee leben. Leider haben wir uns für unseren Ausflug ein recht klappriges Moped ausgesucht, dessen Hinterrad schon bessere Zeiten erlebt hat. Die „Straße“ hat dem Mantel schon arge Löcher verpaßt, so dass wir bereits nach den ersten paar Kilometern die erste Reifenreparatur in Anspruch nehmen müssen. Nur gut das an jeder Straßenecke die Laoten auf die Probleme der unzähligen Mopeds eingestellt sind. Kaum geflickt, fahren wir weiter in den Karst und dürfen auf dem Rückweg den zweiten Platten ertragen. Diesmal etwas weiter in der Pampa, also im Nirgendwo auf der Straße 13. Nur auf dem platten Hinterrad eiernd schleppen wir uns in das nächste Örtchen, doch leider kann der Platten nicht geflickt werden, denn der Schlauch ist völlig zerfetzt. Ein Ersatz ist nicht vorhanden. Also weitere 20 Minuten zum nächsten Ort, mit der Hoffnung auf Reparaturmöglichkeit. Hier findet sich fachkundige Hilfe und ich bin froh, dass ich mit dem Moped kein weiteres Mal in die Werkstatt muß.

Trotz der unterschiedlichen Meinungen zu Vang Vieng, Ballermann hin oder her, die Umgebung ist zu reizvoll, als dass man darum einen Bogen machen sollte. Alternativen um dem Treiben der feierenden Meute zu entkommen gibt es reichlich!