Nach vier Tagen Erholung in Pangandaran musste die Weiterfahrt arrangiert werden. Doch wie weiter? Wir wußten, wir wollen zum Dieng Plateau. Alle Preise in eine Waagschale und dann… Überraschung! Wer hätte gedacht, dass der Vergleich zwischen privaten Transport und öffentlichen Verkehrsmittel so ausgewogen sein würde. Nach allen Rechnungen ergaben sich für uns Drei nur 100.000 Rupiah Unterschied, kaum mehr als 7 Euro. Dafür konnten wir aber die Variante privates Auto mit Fahrer wählen, was gegenüber dem Bus ein großer Vorteil ist. Die Einheimischen bezeichen den Bus hier als Hühnertransport. Die normalen Busse, die auf Kurzstrecken verkehren, sind meistens hoffnungslos überfüllt. Zudem ist die Fahrweise der Indonesier nicht nur rasant und riskant, sondern zuweilen auch für Touristen unerträglich. Und Kurzstrecke hat bekanntlich in Asien nichts zu bedeuten, denn für 90 Kilometer kann man auch schon mal 8 Stunden im Bus hocken. Gleiches gilt allerdings auch für kaum mehr als 20 Kilometer! Kilometerangaben zählen in Asien nichts, entscheidend ist die Zeit, die man für die Wegstrecke benötigt. Da der Fahrer nach dem Dieng Plateau auf dem weg nach Yokyakarta auch noch am Borobudur Tempel einen Stopp eingeplant hatte, war die Entscheidung schnell gefallen. Privates Auto.
Wir wollen zum Dieng Plataeu, dem Ort voller magischen Zauber. Hier wechselt das Wetter schlagartig zwischen Nebelschwaden, kühlen Regenschauer und sanften Sonnenschein. Überall am Dieng Plateau brodelt und sprudelt es. Die Gaskrater hinterlassen einen Kristallteppich aus Schwefel, der in der Sonne glitzert. Der üble Gestank von Mittelerde liegt über dem Plateau. Als die alten Hindukönige vor 1.300 Jahren hier mehr als 400 Tempel errichteten, wählten sie eine skurielle Kulisse. Sie tauften das Dieng Plateau auf dem Namen „Heimstatt der Götter“. Von den ursprünglich 400 Tempeln sind heute nur noch eine handvoll erhalten. Man geht davon aus, das einige der alten Tempelanlagen auch als rituelle Plätze genutzt wurden, an denen den Göttern zur Beschwichtigung Menschenopfer dargebracht wurden.
Eigentlich sind wir ja im Urlaub – doch was kostet es uns, in aller Frühe die Betten zu verlassen? Weniger Schlaf, doch dafür ist die Gegenleistung unbezahlbar, denn im Morgengrauen wirken die Schwefelseen und Vulkanschlundte magischer und noch mehr wie von einer anderen Welt. Der Sonnenaufgang liegt hinter einem Schleier aus Wolken und Nebel und nur langsam kämpfen sich einige der wärmenden Sonnenstrahlen den Weg durch den sanften Schleierteppich. Erst nachdem sie es geschafft haben die Erde zu erwärmen, brechen über uns die Nebelschwaden auf und geben den Blick auf das Dieng Plateau frei. Wir sind uns einig, dieser Ausflug auf über 2.000 Metern Höhe hat sich gelohnt. Die anschließende Sortierung der Klamotten in die Rucksäcke klappt nun schon viel besser als zu Beginn der Reise. Wir haben es gelernt uns zu organisieren. Es bedarf nur ein paar Minuten und nach dem Frühstück sitzen wir schon wieder im Auto nach Yogyakarta – „Jogya“ wie die Einheimischen zu sagen pflegen. Unser Fahrer hat uns gesagt, dass wir nur gut 2 Stunden bis nach Borobudur benötigen würden. Tatsächlich sind wir auch in der angegebenen Zeit dort und haben genug Freiraum, um die gewaltige Tempelanlage zu besichten. Der gesamte Komplex steht unter privater Verwaltung. Die Regierung hat die Verantwortung für die Tempelanlage einem privaten Investor überlassen. Dieser muss allerdings 25% der Einnahmen an Schüler von umliegenden Schulen abführen. Der Eintritt in Borobudur ist nicht ganz billig – 8 Euro, Einheimische zahlen nur einen Bruchteil dieses Preises! Borobudur ist eine der größten buddhistischen Tempelanlagen der Welt. Lange Zeit war der Tempel unter einer großen Schicht aus vulkanischer Asche und Lava begraben. Erst im Jahre 1905 erweckten holländische Archäologen den Tempel aus seinem Schlaf. Heute zählt Borobudur zu den Hauptattraktionen rund um Yogyakarta.
Wir sind abgekämpft und müde als wir gegen Abend Jogya erreichen. Das von unserem Fahrer empfohlene Homestay ist leider ausgebucht und die freien Alternativen passen nicht in unser Budget. Nur ein abgewohntes Zimmer in einem heruntergekommenen Hotel ist vorerst gut genug, um eine Nacht darin zu schlafen. Heute Morgen jedoch haben wir uns für eine billigere und bessere Alternative entschieden. Wir spannen aus und machen einen Plan für die nächsten Tage. Wir werden sehen was passiert.