Pohara – Greymouth – Franz Josef Glacier – Wanaka 986 km
Wir haben uns für die Fahrt entlang der Westküste der Südinsel entschlossen. Das Klima ist wesentlich rauer und mit Kilometer um Kilometer gen Süden spürt man die Nähe Neuseelands zum Südpol. Die Nächte rücken in ein ganz anderes Licht, wenn sternenklarer Himmel die Temperaturen unter Null Grad abfallen läßt. Nur gut, dass ein Heizer im Campervan seinen Dienst tut, denn ohne dieses kleine Ding täten wir sehr frieren. Doch bei selbstgekochten Glühwein lassen sich auch solche kalten Nächte aushalten! Eigentlich fragen wir uns fast täglich, warum in Neuseeland und auch in Australien Zentralheizungen eher unbekannt sind. Die schönsten und neusten Häuser verfügen selten über diesen Luxus, der uns Deutschen so elemantar erscheint. Zumeist verrichten Elektroheizer ihren Dienst, bestenfalls gibt es schöne Kamine, im schlimmsten Fall nur eine Wärmflasche!
Von Pohara aus führte uns der Weg nach Greymouth, wo uns das wohl typische Wetküstenwetter empfing. Es regnete unaufhörlich und ein kalter Wind vom Meer trübte jede Stimmung auf Besichtigung des Ortes oder der Umgebung. Auch der nächste Morgen sollte kaum besser werden. Lediglich ein paar kleine Auflockerungen am Himmel machten uns Mut, doch noch nach Punakaiki zu den „Pancake Rocks“ zu fahren. Sie sind mit Sicherheit die größte landschaftliche Kuriosität in dieser Ecke der Westküste. Wind, Wetter und das raue Meer haben aus dem weichen Kalkstein Felsformationen herausgewaschen, die an eine Aufschichtung von Pfannkuchen erinnern. Die Felsen sind teilweise stark zerklüftet und werden noch immer von den Gezeiten geformt. Bei Flut werden einige Höhlen dieser Felsformationen mit Wasser gefüllt, welches unter starken Druck in die Ausgänge nach oben gepresst wird. Durch Felslöcher – Blowholes – entweicht dann das Wasser in meterhohen Wasserfontänen. Ein Schauspiel, welches uns aufgrund der nicht vorhandenen Flut versagt blieb.
Noch am selben Tag fuhren wir weiter nach Franz Josef, einer kleinen Ansammlung von Häusern, Gastronomieeinrichtungen und Beherbergungsbetrieben. Alles dient dem Zweck, den nahegelegenen Gletscher mit Touristen zu versorgen. In der Tat sind sowohl der „Franz Josef Glacier“ als auch der „Fox Glacier“ die große Attraktion der Bergwelt. Verschiedene Führungen können gebucht werden, um diese Naturschönheiten zu bestaunen. Der Franz Josef Gletscher verzeichnet ein stetiges Wachsen und Schrumpfen. Im Frühjahr wächst er durchschnittlich einen Meter am Tag, im Sommer sind es noch 70 cm. Und trotzdem hat sich der Gletscher in den letzten Jahrhunderten enorm zurückgebildet. Seine derzeitige Größe, die Gletscherzunge ist 800 m breit, der Eispanzer bis zu 30 m dick, entspricht nur noch einem Bruchteil seiner einstigen Ausmaße. Und trotzdem sind beide Gletscher und die umliegende Region einen Besuch wert, der sich trotz des eher schlechten Wetters gelohnt hatte.
Die Wege an der Westküste können teilweise sehr lang werden. Inzwischen haben wir fast 1.000 km zurückgelegt. Besonders die Straße am „Haast Pass“ kann in den Monaten Juni, Juli und August sehr schneereich und glatt sein. Oft ist sie dann geschlossen. Auf 563 m Höhe markiert sie die niedrigste Verkehrsroute über die Südalpen. Folgt man dem Straßenverlauf, gelangt man nach Wanaka. Von dieser Stadt haben wir bereits einiges gehört. Als niedlich und toll beschrieben, machte sie auch auf uns einen schönen Eindruck. Gelegen am „Lake Wanaka“, dessen Wasser von Bergen umrahmt wird, gilt das Gebiet bei Wanaka als beste Skiregion in den Südalpen.
Wir feierten weder Apres Ski, noch jagten wir die schwarzen Pisten hinab, doch gönnten wir uns eine abendliche Aussicht am See auf die wunderschöne Bergkulisse.