Die Berg Community

Matsapha – Mlilwane – Shewula 446 km

Bei einer meiner abendlichen Lesestunden im Reiseführer stieß ich auf eine ungewöhnliche Unterkunft in den Bergen beim Hlane National Park. Da wir uns ohnehin einen Besuch im ehemaligen königlichen Jagdgrund vorgenommen hatten, schien diese Bleibe die ideale Ausgangsbasis für einen Tagestrip in den Park zu sein. Auch das kleine Coast To Coast Büchlein informierte uns über das Shewula Mountain Camp. Also machten wir uns am Morgen auf den Weg gen Norden, nahe an die Grenze zu Mozambique. Da uns mal wieder der chronische Geldmangel in meiner Geldbörse plagte, mussten wir vorab noch einen Stopp im nahegelegenen Ort einlegen, um uns mit Baren einzudecken. Ein lange Schlange am einzigen Bankautomaten ließ uns jedoch nichts Gutes erahnen. Alle warteten wohl auf den Geldtransporter, dass dieser die Geldmaschine wieder befüllen könnte. Doch offensichtlich war das Problem anderer Natur. Der Geldautomat wollte den wartenden Menschen gar kein Geld ausspucken. Auf Nachfrage am Bankschalter erhielten wir die Antwort, dass das Problem gerade behoben werde, man könne aber nicht genau sagen, ob der Automat heute noch Geld rausrücken würde. Also blieb uns nur die Weiterfahrt auf gut Glück in den nächsten Ort, wo es wohl eine andere Bank geben sollte. Und tatsächlich, eine ATM war vorhanden. Es gab sogar einen freundlichen Angestellten, der hilfebedürftigten Kunden beim Abheben des Geldes über die Schulter schaute. Wir verließen uns auf unsere eigene Sachkenntnis, damit wir nicht Ziel der Begierde werden würden. Trotzdem haben wir in Sawaziland nicht das Gefühl, dass die Leute uns was Schlechtes antun würden. Nachdem wir uns also doch noch das nötige Bargeld beschaffen konnten, folgten wir der spärlichen Wegbeschreibung und Beschilderung zum Shewula Mountain Camp. Über eine hopelige Sand- und Schotterpiste führte uns der Weg durch die Berge der Shewula Community, in der mehr als 10.000 Menschen leben sollen. Hier gibt es einige Projekte und Mikroprojekte, die von der EU gefördert werden. So findet man mehrere Schulen, Polizeigebäude und ärztliche Versorgung. Zum Großteil versorgt sich die Gemeinschaft über den Obst- und Gemüseanbau. Ein eingerichtets Mountain Camp dient als zusätzliche Finanzierungsquelle. Uns wurde das erst später bewusst. Die Anfahrt zum Camp gestaltet sich schwierig. Der populäre Baz Bus kehrt hier ganz sicherlich nicht ein, was uns aber nach den letzten Erfahrungen mit einigen Baz Bus Reisenden ganz recht war! Über Stock und Stein fuhren wir einige Minuten durch die Berge bei Shewula und mussten mehrmals nach dem Weg fragen, da wir inzwischen unsicher ob der Richtigkeit der eingeschlagenen Fahrtrichtung waren. Doch die unzähligen Schulkinder wiesen uns den Weg. Irgendwie begrüßten uns die Menschen hier mit offenen Armen. Alle waren begeistert, dass sich weiße Touristen in ihre Community verirrt hatten. Uns gefiel das, da wir wussten, dass wir eine richtige Wahl getroffen hatten. Und tatsächlich, der Weg führte uns zum Mountain Camp. Einhellig wurden wir von den vier anwesenden Einheimischen in Rondavel Nr.1 einquartiert. Von außen sehen die runden Steinbauten weniger geräumig aus, als sie sich im Inneren tatsächlich erweisen. Hier gibt es keinen Strom. Kochen kann man mit Gas und als Beleuchtungsquelle dienen Öllampen. Angekommen… Das ist Afrika! Der rythmische Klang der Trommeln dröhnte an unser Ohr und die Gesänge der Kinder folgten im Einklang mit der Musik. Das letzte Licht des Tages verlosch und nur spärlich funzelten die Lampen. Wie gegensätzlich es doch anmutet, mit verbleibender Akkuleistung den Tagebucheintrag im Schein einer Öllampe zu schreiben. Das ist ein Stück Afrika, dass wir hier ganz sicherlich einatmen können!