Anders als man denkt

Häufig kommt es unverhofft und dann auch anders als man denkt. So geschehen in den letzten zwei Tagen im Bolaven Plateau. Eigentlich hatte ich geglaubt, dass ich den Begriff „Pläne schmieden“ aus meinem Sprach- und Denkgebrauch gelöscht hatte. Aber für meine Reisepartnerin gab ich mich einer groben Reiseplanung hin, die ich aber alsbald nach Verlassen von Pakse über den Haufen geschmissen hatte. Zuerst einmal raus aus dem „Trubel“ und hinein in die Natur, so lautete das Ziel für die nächsten Tage. Einfach dem Weg folgen. Hinauf ins Plateau, dort wo der starke schwarze „Saft“ seinen Ursprung kennt, den wir häufig bei Tagesbeginn in unseren Gläsern oder Tassen wiederfinden. Meist ähnelt der aufgebrühte Lao Kaffee einem Sirup, vermengt mit süßer Milch. Ein ganz eigenes Getränk und doch charakteristisch für diese Region von Laos. Einst kamen die Franzosen ins Bolaven Plateau und kultivierten als Kolonialherren den Kaffee an den wohl klimatisierten Hängen der Bergflanken. Später waren die Laoten so fit, dass sie in den Bohnen des Kaffeestrauchs ihre Erwerbs- und Lebensquelle entdeckten. Zu sozialistisch gepflegten Bruderzeiten gab es einen regen Kontakt zwischen der laotischen und der deutschen demokratischen Republik. Beide Staaten profitierten vom Verkauf der Bohnen ins westliche Devisenland. Heute erinnen noch alte IFA-LKW und Simson-Mopeds an die alte Freundschaft, auch wenn diese Gefährte inwischen schon sehr rar auf dem Plateau geworden sind.

Eigentlich hatten wir uns Tat Lo als Ziel gesetzt, doch auf der Fahrt nach Paksong machten wir ein ums andere mal an unterschiedlichen Wasserfällen, Ortschaften oder einfach nur schönen Ausblicken halt, so dass es alsbald später Nachmittag wurde und wir uns einer Führung durch eine Kaffeeplantage anschlossen. Mit Valerie aus Frankreich und einem weiteren jungen Mädchen aus Israel, ihren Namen konnte ich mir schon aufgrund der Aussprache keine zwei Sekunden merken, ging es durch die Bäume und Sträucher, mitten hinein in das Kaffeeanbaugebiet von „DAO Coffee“. Und nach all den Erzählungen und Lehrstunden bedurfte es einer intensiven Fahrt gegen die untergehende Sonne, um doch noch rechtzeitig vor Dunkelheit Paksong, die Hauptstadt vom Bolaven Plateau zu erreichen. Müde, dreckig und verspannt kehrten wir ins Green View Guesthouse ein, dessen Zimmer zwar wunderschön und günstig waren, dafür aber die Matratze vom Bett die reinste Katastrophe war. Hatte ich noch Verspannungen vom „Betonkissen“ aus dem Phonsavan Guesthouse in Pakse, kamen jetzt ungewollte Federdruckmassagen aus dem Kern der Schlafunterlage hinzu. Gegen fünf Uhr morgens dann fühlte ich mich wieder daran erinnert, wie laut auch Asien sein kann. Fast wie an einer vietnamesischen Straße ertönten schrille Hupen, Glocken und Geläute an meine Ohren. So eine Provinzhauptstadt kann mächtig schrill und nervig sein, sei sie auch noch so klein! Erst auf dem morgendlichen Markt entschädigte uns Paksong für die unruhige Nacht und am Ortsausgang hatte ich dann wieder meinen Frieden mit diesem Flecken Erde geschlossen. Die anschließende Rückfahrt nach Pakse führte uns abermals an Wasserfällen vorbei, weiter ins Saeksum Pasum Naturreservat, einer wunderschönen Anlage mitten in der Natur. Einen besseren Ort als Ausklang des kleinen Abstechers hätten wir uns nicht auswählen können.

Morgen möchten wir nach Siphandon zu den 4.000 Inseln im Mekong. Der starke Wind, der uns heute bereits fast vom Moped geweht hatte, könnte vielleicht dafür Sorge tragen, dass wir noch einmal unsere Reiseplanungen über den Haufen werfen. Wer weiß schon was passiert. Ich lasse mich da einfach mal überraschen und warte ab was kommen möge.