Nun da wir schon einige Tage indische Luft schnuppern konnten, haben wir auch die unterschiedlichsten Eindrücke mitgenommen. Beim Anblick der Ratte stößt es uns wohl mehr oder weniger auf, bei der kulinarischen Vielfalt jedoch ganz sicher nicht. Die indische Küche kennt so viele unterschiedliche Facetten, so dass wir bei jedem Blick auf die Speisekarte schier überfordert sind. Daneben greifen passiert kaum, denn jedes Gericht hat seinen ganz eigenen Charakter. Die Augen bekommen schon viel geboten, die Geschmacksnerven tanzen garantiert jedesmal Samba, nicht nur wegen der Schärfe, die dem indischen Essen eigen ist. Leidlich schwer tut man sich vielleicht mit den Essgewohnheiten, denn in Indien benutzt man die rechte Hand zum Essen, die andere Seite gilt als unrein. Die Inder kennen aber den gemeinen Touristen inzwischen so gut, dass das für Inder ungewohnte martialische Metallwerkzeug in Restaurants Einzug gehalten hat.
Zuerst ungewohnt, jetzt jedoch fast gängige Praxis ist das Trinkgeld für Kellner in Restaurants. Unsere bisherigen Erfahrungen in Asien haben uns immer bestätigt, dass Trinkgeld keine Rolle spielt. In Indien jedoch ist es vielerorts enorm wichtig, schuften doch einige Kellner gar nur zum Zeitvertreib für ihren Boss, der seine Angestellten wie Sklaven hält! Nettigkeiten? Keine Spur. Der Kellner verdient also sein täglich Brot über das Trinkgeld der Gäste, mal mehr oder weniger gut…
Nicht nur die vielen Dinge am Rande, die die indische Gesellschaft prägen und uns befremdlich anmuten, sondern auch die kulturellen Eigenarten sind es, die das bisher Erlebte so interessant machen. So gibt es in der Nähe von Bikaner einen ganz besonderen Tempel, in dem die Heiligen mit einer Spende die dort lebenden Tempelratten und Mäuse füttern. Bereits beim Eintritt durch das silberne Haupttor steigt einem der beißende Gestank in die Nase und läßt Schlimmes vermuten. Tatsächlich huschen einige Ratten auf dem Boden herum, die ständig mit Nahrung bedacht werden. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die hier lebende Rattenpopulation auf eine enorm hohe Zahl eingepegelt hat und Mord und Totschlag unter den Viechern herrscht, sobald es von den Pilgern frisches Zeugs gibt. Es ist wohl der Faszination des Befremdlichen zu verdanken, dass sich hierher so einige westliche Touristen verirren. Die Inder verehren hier die Ratte und es ist ein Zeichen des Glücks, sollte sich einmal eine weiße Ratte zeigen.
Vor uns liegt nun Jodhpur mit seinem gigantischen Fort, dass mit seinen riesigen Ausmaßen ganz sicherlich einen interessanten Eindruck hinterlassen wird.