Da bin ich also tatsächlich in Darjeeling angekommen, auch wenn der Beginn der Anreise etwas holprig verlief. Erst das Ausweichticket für den Flug einen Tag später, dann die mit Schlaglöchern übersähte Piste von Bagdogra in die Berge. Gut das es mit Sabah und Sindih, dem indischen Flitterwochenpärchen, geklappt hatte und ich mir so das Taxi mit ihnen teilen konnte. Immerhin verlangen die Inder knapp 23 Euro für die Fahrt. In Darjeeling angekommen, landete ich gleich in der Nähe vom Main Bazaar, was eine umständliche Suche nach einem geeigneten Hotel erleichterte. Insgesamt ist die Auswahl an Hotels unüberschaubar groß. Da gerade keine Hauptsaison ist, sind glücklicherweise auch die Übernachtungspreise gemäßigt, was den Geldbeutel für weitere Aktivitäten schont. Eigentlich bin ich ja wegen der tollen Aussicht nach Darjeeling gekommen, ist es doch eine der Hauptattraktionen des Ortes. Doch zur Zeit herrscht hier eine tägliche Suppe am Himmel, die teilweise die Sichtweiten auf unter 10 Meter fallen läßt. Nicht so toll! Dafür ist es wenigstens angenehm warm, ja fast schon frisch. Obwohl das Thermometer teilweise bis zu 23 Grad anzeigt, habe ich ständig eine Gänsehaut vor „Kälte“. Kein Wunder nach den heißen Temperaturen der vergangenen Wochen. In der Nacht mußte ich mir über meinen Schlafsack noch zwei Wolldecken packen, weil es mir so kalt war. Am nächsten Morgen dann auch noch die Überraschung: Irgendetwas hatte mich dahingestreckt. Appetitlosigkeit gefolgt von Kälteschauern, Bauchkrämpfen, Kopfschmerzen und Fieber. Keine gesunde Mischung! So war mir der gestrige Tag im Bett gesichert. Neben viel Schlaf war auch der eigens zusammengestellte Medizincocktail sehr hilfreich, so dass ich heute früh auch wieder das Verlangen nach Nahrung verspührte, welches ich im nächstgelegenen Bäcker befriedigen konnte. Ttatsächlich erinnern einige der Backwaren an gewohnte Dinge. Gleich nachdem ich mich gestärkt hatte, wurde ich auf dem Markt von „Uncle Tony“ angesprochen, ein 71-jähriger alter und gebrechlicher Herr, der in Darjeeling Englisch unterrichtet. Er fragte mich, ob er mich zu einem Tee und auf ein Gespräch einladen dürfe. Na klar, warum denn nicht! Eine gefühlte Stunde später saß ich dann mit ihm gemeinsam in seinem Klassenzimmer bei tibetischen Tee und Fragen zur deutschen Vergangenheit. Überaus interessiert sind die Leute an der deutschen Geschichte und sehr häufig múß man einige Meinungen doch von der anderen Seite beleuchten. Uncle Tony bat mich ihn noch einmal zu besuchen. Er möchte mich zum Essen einladen und noch weitere Gespräche mit mir führen. Gern, doch heute verschlug es mich noch zu Fuß nach Ghoom. Der Weg war das Ziel. Aber er hat sich gelohnt, denn neben Eindrücken aus dem zweit ältesten buddhistischen Kloster Darjeelings führte ich viele nette Gespräche am Wegesrand. Der Tag tat gut, sehr gut! Morgen also noch einmal zu Tony, das habe ich ihm versprochen. Und noch ein Blick in die Teeplantagen, bevor es mich dann wohl nach Sikkim treiben wird.
Lebenszeichen aus Darjeeling
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