Streikbrecher! Ja uns gibt es noch. Nicht wir sind die Streikbrecher, sondern die Fahrer der Jeeps, die es uns trotz der Unabhängigkeitsgelüste von „Nagaland“ – also den nordöstlichen Provinzen von Indien – ermöglichen, Sikkim zu bereisen. Natürlich hat die Situation Spuren hinterlassen. So ist das Reisen etwas komplizierter als noch im Vorjahr und zudem geringfügig teurer. Klar doch, schließlich steigen in Folge der Situation auch die Spritpreise, die dann an die Mitfahrer der Jeeps weitergereicht werden. Doch das ist alles zu verkraften und wir planen die nächsten Tage in Sikkim problemlos weiter. Der ankommende Frühling streckt langsam seine Fühler aus. In Pelling und Umgebung beginnt es schon fleißig zu blühen. Die Tagestemperaturen steigen selten über die 15 Grad Marke und in der Nacht fällt das Quecksilber auch mal locker unter 10 Grad. Manchmal wird es dann schon etwas kühl, doch die heutige Tagessonne hat das schnell vergessen lassen. Eine kleine Rundreise führte uns nach Dentam und noch einmal zur zweithöchsten Hängebrücke Asiens. Überall am Wegesrand sitzen Sikkimesen und schlagen per Hand aus großen Steinen Schotter für die im Winter zerfrorene Straße. Noch im letzten Jahr sagte man mir, dass ein solcher „Straßenarbeiter“ im Schnitt 50-100 Rupien, also kaum mehr als 1,50 Euro verdient. Schlimm mit anzusehen, wenn bereits die Kinder bei solchen Arbeiten mithelfen müssen, um zum Familieneinkommen etwas beizutragen!
Gestern kam ich mit einer Frau aus London ins Gespräch. Sie meinte, es sei wie ein Lottogewinn im richtigen Land geboren zu werden, denn es mache viele Dinge viel einfacher. Wie recht sie doch hat!
Die für morgen von mir angedachte Unterrichtsstunde an der bei der Lotus Bäckerei angeschlossenen lokalen Schule muß leider ausfallen, da der „Manager“ des Projekts heute nach Delhi abgereist ist und so leider kein Ansprechpartner für mein Anliegen vor Ort ist. Schade. Nun soll es morgen nach Yuksom gehen, später dann noch nach Gangtok und vielleicht auch noch hoch in den Norden zum Yumthang Valley auf ca. 4000 Meter Höhe, um eventuell noch einmal einen magischen 360 Grad Rundumblick auf die Berge zu genießen.